On the road again!

13.10.2015 16:09


Es fühlt sich gut an, endlich wieder unterwegs zu sein.

Unsere Reise führt zuerst nach San Cristóbal de las Casas im Mexikanischen Bundesstaat Chiapas. Von Cancun kann man Tuxtla Gutierrez anfliegen und dann mit dem Bus rund eine Stunde weiter nach San Cristóbal. Es fühlt sich sooooo gut an, den Rucksack mit all meinen Habseligkeiten zu schultern.

In San Cristóbal angekommen, suchen wir zuerst ein Hotel. Es ist ganz ok. Mit rund 8 Grad in der Nacht aber eher in der Kategorie frisch und die Häuser hier haben keine Heizung. So schlafen wir in der langen Unterhose und einem Fleecepullover. 
Für den nächsten Tag haben wir einen Ausflug nach Chamula geplant. Chamula ist ein "kleines" Dorf mit rund 76000 Einwohnern. Das Dorf hat seine eigene Polizei, bezahlt keine Steuern und hat mit der Regierung ein spezielles Abkommen, dass es unabhängig bleiben kann. Fremde müssen das Dorf um spätestens 6 Uhr Abends wieder verlassen, die sie absolut gegen Mischkinder sind.
Hauptattraktion von Chamula ist die Kirche dort. Und die Menschen. Es befindet sich auf ca. 2500 Höhenmetern und trotz des kalten Windes ist die Sonne sehr aggressiv. Desshalb sind die Chamulas auch sehr dunkelhäutig. Ausserdem sind sie klein, schwarzhaarig und tragen Kleidung, wegen der man sie einfach mit Trollen verwechseln könnte. Die Frauen tragen einen schwarzen Rock aus zerzaustem Stoff, die Männer einen Umhang aus dem selben Stoff. In den Rock schlüpfen die Frauen rein und wickeln dann den Rest um sich herum und befestigen alles mit einem Gürtel. Als Oberteil dient meist eine Bluse. Die Kleider stellen sie selbstverständlich selber her. Auch ich durfte mal in ein solches Gewand schlüpfen. Ausserem tragen sie die Kinder in Schals oder Stoffen auf dem Rücken. Und falls die Frauen keine Kinder mit sich rumschleppen, schleppen sie sonst irgendwas. Souvenirs, Essen, Stoffe.... 

Die Kirche wirkt von aussen nicht sehr speziell, was sich drinnen abspielt, ist jedoch sehr speziell:
Der Boden ist bedeckt mit frischem Heu, der hilft, das Wasser, das bei Zeremonien auf dem Boden verteilt wird, aufzusaugen, damit er nicht zu rutschig ist. An den Wänden stehen Vitrinen mit allerlei Heiligenfiguren, die geschminkt sind und an denen Spiegel angebracht sind. In der Ecke stehen frische Heuballen bereit.  Von der Decke hängen Banden die in der Mitte mit herunterhängenden Blumenbouquets geschmückt sind. Es riecht nach Weihrauch. Überall auf dem Boden stehen Coca Cola-Flaschen und PET- Flaschen mit transparenter Flüssigkeit, dazwischen sitzen die Einheimischen auf dem Boden.

Einige haben ihre Hände erhoben und beten wild gestikulierend, andere knien im Kreis und haben die Hände gefaltet, andere sitzen apathisch herum, wieder andere sind damit beschäftigt kleine und grosse Kerzen auf den Boden zu kleben und in symmetrischer Anordnung aufzustellen.

Die Geschichte, wie Coca Cola heilig wurde

Früher haben die Einheimischen aus Mais ein alkoholisches Getränk hergestellt, das drei Wochen unter der Erde fermentieren musste. Danach enthielt es Kohlensäure. Dieser Alkohol wurde in oben beschriebener Kirche getrunken, um mit Gott in Verbindung zu treten. Durch die Kohlensäure mussten die Gläuben oft rülpsen und sie dachten, Gott hätte so durch sie gesprochen. Als jedoch Coca Cola nach Mexiko kam, fanden sie heraus, dass man keinen drei Wochen fermentierten Alkohol zum rülpsen benötigt, sondern Cola dies auch erfüllt. So landete Cola in dieser Kirche. Die transparente Flüssigkeit ist nach wie vor Alkohol aus Mais, jedoch wird er heutzutage gekocht anstatt fermentiert. Schräg, nicht wahr?

Die Spiegel an den Heiligen haben den Zweck, Flüche von wütenden Einheimischen anstatt auf die Heiligen zurück zu ihnen zu reflektieren. 

Viele Kirchenbesucher sind stockbesoffen, deshalb verhalten sich manche auch so fremd. Einige kommen mit ihren Familien. Um Kranke zu heilen, bringen sie ein Huhn, welches um den Kranken herumgeführt wird, damit die Krankheit auf das Huhn übertragen wird. Em Ende der Zeremonie wird dem Huhn diskret den Hals umgedreht.

Zu gerne hätte ich die ganze Szenerie auf Fotos festgehalten aber fotografieren ist strengstens verboten und wird mit einer Nacht im Knast bestraft. Das wollte ich nicht riskieren.

Nach dieser interessanten Erfahrung und den Eindrücken gings zurück nach San Cristóbal.

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