Buerokrahaeh?

14.02.2015 17:42

... oder wie ich zu meinen ersten grauen Haaren kam.

Wie ihr euch vielleicht erinnern koennt, habe ich seit ich hier in Mexiko angekommen bin, an meinem Arbeitsvisum gearbeitet. In einem meiner ersten Posts aus Mexiko habe ich euch berichtet, dass die meisten Tauchshops hier ein Arbeitsvisum verlangen. Dies erhaelt man aber nur, wenn einem eine Firma "sponsert", einen also als Arbeitnehmer registriert. Da ich Glueck hatte, habe ich einen Tauchshop gefunden, der mich auch ohne Arbeitsvisum arbeiten liess. Nichtsdestotrotz wollte ich aus diversen Gruenden ein Arbeitsvisum erwerben.

Kurz zusammengefasst sieht der Prozess fuer ein Arbeitsvisum etwa so aus:
Sobald man eine Firma gefunden hat, die einen sponsert, reicht man diverse Papiere bei der Einwanderungsbehoerde ein. Wenn der Antrag akzpetiert wurde, muss man im Ausland auf ein mexikanisches Konsulat, die einen dann ein Visum ausstellt. Das Visum kommt in den Pass. Bei der Einreise wird das Visum dann als solches abgestempelt. Innerhal von 30 Tagen muss man sich wieder bei der Einwanderungsbehoerde melden. Mit dem Visum und einigen weiteren Papieren. Wird der Antrag genehmigt, muss man wieder antreten und seine Fingerabdruecke abgeben. 5 Tage spaeter kann man dann die Karte, die einem den Titel "Residente Temporal" gibt, abholen.

Klingt einfach, oder? Ist es aber nicht. Mexikanische Buerokratie funktioniert anders. Und zwar so:

Mein Antrag wurde akzeptiert und ich musste ins Ausland, auf eine mexikanische Behoerde, die mir dann das Visum ausstellen wuerde. Wir reisen also in die USA,  zu den Eltern meines Freundes, die in einer Grenzstadt zu Mexiko wohnen. Einen Tag nach der Ankunft begeben wir uns zum Konsulat. Alle Fotos habe ich dabei, den akzeptierten Antrag, Formular X und Formular Y oder wie sie auch immer heissen. Wunderbar, wir sind alle voller Elan. Dumm nur, dass der Beamte bei der Einreise in die USA den Stempel in meinem Pass vergessen hat. Dieser Stempel besagt naemlich, dass ich mich LEGAL in den USA aufhalte. Stempfel fehlt, Visum kann nicht ausgestellt werden. Wir muessen nochmals aus dem Land ausreisen und wieder einreisen. Zum Glueck ist es eine Grenzstadt und man kann einfach per pedes ueber die Grenze. Nach einem halben Tag, haben wir auch dem Stempel im Pass.
Am naechsten Morgen treten wir wieder bei der Beamtin im Konsulat an. Fotos, Formular X und Y, alles da, inkl. Stempel. Nach einem kurzen Interview meint die Beamtin sie wuerde mir das Visum nicht ausstellen. Begruendung: nicht glaubwuerdig. Hueregopfertammisiechnomal, dae ganz Ludipfupf ume sus habe ich mir gedacht. Alles mit einem einzigen Wort weggeblasen.
Nach einem weiteren halben Tag Truebsal blasen hat sich jemand erinnert, dass die Schwester des Bruders der Mutter der Freundin des Mannes etc. jemand kennt, der den Vizekonsul in El Paso, Texas kennt. Nach weitern Stunden telefonieren und warten hat man mir bestaetigt, dass wenn ich am naechsten Tag auf dem Konsulat in El Paso aufkreuze, mir das Visum 100% ausgestellt wird. Diese 100%ige Sicherheit benoetigte ich, denn der Flug von einer Stunde kostet ja lediglich 700 USD. Haejaguet... investieren wir das Geld. 700 Dollar, nur weil die alte Schrulle nein gesagt hat.

Am naechsten Tag um 4 Uhr Morgens aufstehen, um 6 geht der Flug, um 9.30 Ankunft in El Paso, Taxi zum Konsulat, warten, 16.00 Rueckflug. Das mexikanische Konsulat in El Paso ist irgendwo im Nirgendwo, wo man sich nicht unbedingt freiwillig aufhalten moechte. Es ist keine Seele auf den Strassen unterwegs. Es war fuerchterlich kalt dort und ich hatte ja keinerlei Winterkleidung dabei... so habe ich eine grauenhaft altmodische Winterjacke von meiner Schwiegermutter in Spe ausgeliehen bekommen. Ich sah supersexy aus! Naja, was macht man nicht alles fuer ein Arbeitsvisum. Am Ende des Tages hatte ich es dann auch tatsaechlich in den Haenden. Was fuer ein Erfolg!

Buerokrahaeh Teil zwei

Wie oben beschrieben hatte ich nun, zurueck in Mexiko, 30 Tage Zeit um mich mit dem Visum bei der Einwanderungsbehoerde zu melden. Eine Anwaeltin, die das ganze begleitet, hat mich also gebeten, dort vorzutreten. Nun ist die Firma, die mich sponsert 2 Flugstunden von Cozumel entfernt, der Flug kostet also nochmal. Haejaenu... investieren wir das Geld. Diesen Flug hatte ich wenigstens vorher schon budgetiert. Der Rueckflug war 4 Tage spaeter, da ich gemaess der Anwaeltin ja lediglich Formular A und B und x Fotos plus das Visum vorzeigen muss und dann meine Fingerabdruecke abgeben kann.

Einen Tag nach Ankunft zeige ich bei der Einwanderungsbehoerde Formular A und B und x Fotos plus das Visum. Ich hatte den entsprechenden Betrag bereits fuer das 2jahres Visrum einbezahlt. Dumm nur, dass die fuer erstmalige Visas nur 1jahres Visas ausstellen. Okey, also... Zahlung rueckgaengig machen und nur fuer ein Jahr einzahlen. Meine Anwaeltin und ich fuhren also eine halbe Stunde zur naechstgelegenen Bank und die Einzahlung fuer ein Jahr zu veranlassen. Nachdem alles einbezahlt war, fuhren wir wieder einen halbe Stunde zurueck. Bei der Einwanderungsbehoerde teilt man uns mit, dass wir leider fuer diese Zahlung die falsche Referenznummer verwendet haetten. Die Beamtin teilt uns netterweise die korrekte Referenznummer mit. Das haette sie ja nicht vorher bereits tun koennen. Nach einer weiteren Stunde sind wir wieder zurueck von der Bank, die Referenzummer ist abgeandert. Die Einwanderungsbehoerde schliesst um eins, wir mussten ledliglich einen Sprint hinlegen und noch waehrend der Oeffnungszeiten die ganzen Dokumente abgeben zukoennen.  Schliesslich wurden die Dokumente akzeptiert. Wunderbar, toll, eine Meilenstein ist errecht!
Aber Moment mal, warum bin ich jetzt genau hier? Wegen den Fingerabdruecken! Alle anderen Dokumente haette meine Anwaeltin auch ohne mich abgeben koennen. Dummerweise wusste die Anwaeltin nicht, dass zwischen der Abgabe der Dokumente und der Abgabe der Fingerabdruecke 10 bis 15 Arbeitstage vergehen koennen. Was also tun? Zurueckfliegen wie geplant und dann spaeter nochmals fuer einen Flug bezahlen? Bleiben und denen jeden Tag Feuer unterm Hintern machen? Der Fehler lag ganz klar bei uns und nicht bei denen, da wir die Prozesse nicht kannten. Ich habe meinen Flug um weitere 10 Tage verschoben und hoffte einfach, in waehrend diesen Tagen die Arbeitsbewilligung zu erhalten. Sollte ich sie nicht erhalten, haette ich nicht nur das Geld fuer einen weiteren Flug aufbringen muessen, ich haette auch das Geld verloren, dass ich an diesen Tagen nicht mit Arbeit verdient hatte.

Waehrend der Zeit in der Stadt konnte ich bei Freunden uebernachten. Dazu hatte ich extra mein aufblasbares Bett dabei. Leider gab es dort wegen eines Defektes kein heisses Wasser. Es gab auch keinen Spiegel im Bad und kein Tuch fuer die nassen Fuesse nach der kalten Dusche. Kein Fernseher, zwei Trinkglaeser, zwei Teller, Haare foehnen musste man in der Kueche, weil sich der einzige Spiegel dort befand. Naja... ich habs ueberlebt und meine 100tausend Cremes und meinen Badezimmerspiegel und den ganzen sonstigen Luxus zuhause wieder zu schaetzen gelernt.

Am Ende habe ich mich entschlossen, dort in der Stadt zu bleiben und mir einen weiteren Flug zu sparen. Nach 9 Tagen hatte ich dann, wie durch ein Wunder, endlich mein Arbeitsvisum. Ich werde es fotokopieren, einrahmen und aufhaengen.
Darunter werde ich einen Spruch schreiben:

NEVER EVER GIVE UP ON SOMETHING YOU LOVE

even if all odds are against it.

Zurück

Durchsuchen

© 2016 Alle Rechte vorbehalten.